“Georg” (2008, 72’)
Sendetermin ARTE 15.6.08, 23:25
 
Georg - eine Geschichte von Idylle, Illusionen, Verlust und Sehnsucht, 
von Caterina Klusemann:


Als mein Vater starb war es, als ob eine letzte Bürde den Tragödien hinzugefügt wurde, die die Familie trug und an der sie schließlich zerbrach. Als Kind habe ich mich nach einem Zeichen von ihm gesehnt, irgendetwas, das mir zeigen würde, wie ich leben könnte trotz oder mit all den angesammelten Sorgen. Die Geschichte meiner Mutter und Großmutter als Holocaust Überlebende warf einen dunklen Schatten auf unsere Gegenwart. Mein deutscher Vater hingegen schien unberührt geblieben zu sein vom Krieg: er hinterließ ein Oeuvre -  unendlich bunt und schön.

Als es für meine Mutter so dringend notwendig war über ihre Kindheit zu reden, konnte er ihr nicht zuhören. Sein Schaffen, schlicht „ein Fest für die Augen“, schien wie das Scheitern von jemandem, der zu ängstlich war den hässlichen Seiten der Realität ins Antlitz zu sehen. Wütend und desillusioniert konnte ich die widersprüchlichen Erinnerungen an ihn, die mir nach seinem Tod blieben, nicht zusammenführen. Seine Gemälde waren mir unzugänglich.

Dieser Film basiert auf dem Wunsch, den Vater, den ich verlor, zu verstehen. Fragen werden gestellt nach den Verletzungen, die sich vererben, zu dem Verhältnis der Kinder von Opfern zu denen von Tätern, nach der moralischen Verantwortung von Kunst. Im Verlauf des Films entwickelt sich meine Wut und einseitige Beurteilung zu etwas, das komplizierter ist, weil es die irritierende Vielfalt der Perspektiven aufnimmt – möglicherweise die einzige Weise auf die Geschichte meiner Familie, meines Vaters und seiner Kunst zu blicken.


Ingrid Bachér zum Film, April 2008:

"Liebe Caterina, nun haben wir den Film gesehen mit großer Begeisterung und Trauer. Du kannst Dir vorstellen, wie sehr er uns bewegt hat. Georg wieder vor uns zu sehen, wie er einen anblickt, wie er ging und lachte, ernst versunken war, so lebendig, so jung , so zärtlichkräftig dem Leben zugewandt. Und der Film handelt ja nicht nur von Deiner Suche nach dem Vater, sondern ist auch eine wundervolle Homage an Deine Mutter, die ihn verstanden hat. Es ist eine Liebesgeschichte und wie alle großen Liebesgeschichten bedroht. Es gibt kein Paradies ohne Schlange. Du sollst Gott lieben und fürchten, so hörte ich das schon als Kind. Er lässt wachsen und vernichtet.
Dann die Frage nach der Vergangenheit. Im Text zum Film sprichst Du davon, dass Georg nicht darauf einging. Doch der Film ist so überzeugend gut weil er zeigt, dass Du erfährst, dass er mit seinem Leben geantwortet hat. Alles existiert aus der Spannung zwischen zwei Polen. Was an Todesmächtigen sich im Holocaust offenbarte – Georg antwortete darauf mit Liebe, mit dem heftigen Ergreifen des Lebens, dem Gestalten des lichten prunkvollen Lebens, dem vielfältigen in Bewegung gegen die Erstarrung. Er war kein reflektierender Mensch, der wie so viele von der „Aufarbeitung“ der Geschichte redete, er war ein Künstler und antwortete auf seine Weise. Jedes Bild von Georg ist ein Bild gegen das negative Prinzip, eine Liebeserklärung an das Sein, ein Erschaffen von Licht gegen die Finsternis. Deine Mutter hat dies gewusst und im Film so klar und voller Liebe ausgedrückt. Mir gefiel das sehr."

Ein Dokumentarfilm von Caterina Klusemann, 2007, 72 min, Digi Beta, Buch und Regie: Caterina Klusemann, Kamera: Axel Schneppat, Schnitt: Christian Fibikar, Musik: Klaus Janek, Sound design: Raimund von Scheibner, Animation: Suyen Tommasi, Produktionsleitung: Jens Pyper, Producerin: Reinhild Feldhaus, Produziert von Caterina Klusemann , und Ma.ja.de im Auftrag von arte/ZDF, Redaktion: Doris Hepp

Verleih: www.deckert-distribution.com

PRODUZIERT VON:



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       Pressematerial








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